Konventionell oder Bio?
26. August 2013Vor ein paar Wochen handelte unser Blogbeitrag von der Verpackung, in der HelloFresh sein Fleisch verpacken lässt, um es in der bestmöglichen Qualität ausliefern zu können.Heute möchten wir genauer auf das Produkt Fleisch und seine Herkunft eingehen, ein Vergleich zwischen konventioneller und ökologischer Tierhaltung und warum das HelloFresh Fleisch oft auch konventionellen Ursprungs ist.
Die ökologische Landwirtschaft hat ihren Ursprung vor weit über 100 Jahren, trat aber erst in den 70er Jahren besonders in den Fokus der Öffentlichkeit. Sie wollte u.a die Haltungsbedingungen von Tieren in konventioneller Haltung verbessern und die Menschen zum Nachdenken anregen. Dies war zu der Zeit auch wichtig, denn die Verwendung von verschiedenen Chemikalien im Pflanzenbau und in der Tierfütterung sowie zunehmender Medikamenteneinsatz hatten sich etabliert. Es gab viele Höfe, in denen z.B. Milchkühe in Anbindehaltung gehalten wurden. D.h. die Kuh konnte sich ein paar Schritte nach vorne und hinten bewegen und sich hinlegen. Mit der Massentierhaltung kam es zwar zur Einführung von Laufstallhaltung, aber die Ställe waren meist sehr beengt und die Gruppen sehr groß und unübersichtlich. Dies hat sich v.a. in den letzten zwei Jahrzehnten dramatisch verändert. Dabei stellte die deutsche Wiedervereinigung die Bauern und Wissenschaftler vor große Herausforderungen, da auf einmal das Know-How aus beiden Teilen Deutschlands aufeinander prallte. Das unnachgiebige Drängen der Verfechter und Anhänger des ökologischen Landbaus führte nicht nur zur Etablierung zahlreicher Öko- und Bio-Betriebe, sondern sorgte vor allem dafür, die konventionell wirtschaftenden Betriebe kritisch zu überprüfen und die Haltungsverfahren kritisch zu hinterfragen und neu zu organisieren und insbesondere deutlich verbesserte Haltungsbedingungen für die Tiere durchsetzten. Im Laufe der Jahre vertiefte sich die Erfahrung, dass sich verbesserte Haltungsbedingungen auch auf die Qualität der tierischen Produkte auswirkte. So wurden auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen konsequent modernisiert.
Konventionelle Betriebe müssen sich an viele Verordnungen und Gesetze halten, wie z.B. die Tierhaltungsverordnung oder das Tierschutzgesetz, die alle zum Ziel haben, die Tiere im bestmöglichen Sinn zu halten, so dass das Tierwohl garantiert ist. Diese Gesetze haben dazu geführt, dass sich vor allem die Lebensumstände für Rinder und Schweine stark verbessert haben. Kühe in modernen Betrieben leben heute in Ställen, in denen es Liege-, Fress- und Bewegungsbereiche und in denen es häufig auch die Möglichkeit der Außenfütterung gibt, seit 2013 sogar die Forderung nach Auslauf für alle Tiere. Der Kuhkomfort steht dabei im Vordergrund, denn nur Kühe, denen es gut geht, können auch qualitativ hochwertige Milch geben. Dazu gehört, dass bei den Kühen die Pflege des Fells und der Klauen und die richtige Belüftung an oberster Stelle stehen. V.a. die Belüftung trägt einen wichtigen Teil dazu bei, ob sich eine Kuh wohlfühlt oder nicht, denn Kühe mögen es nicht wenn es heiß wird. Ihre Wohlfühltemperatur liegt zwischen -15 und +15 °C. Ältere oder noch nicht modernisierte Betriebe stehen häufig vor den Problem diese Anforderungen nicht gänzlich erfüllen zu können.
Diese modernen Betriebe lassen sich ihre hohen Qualitätsansprüche durch verschiedene Prozesskontroll- und Qualitätssiegel zertifizieren. Dies bedeutet jedoch, dass sie bei jeder Kontrolle zeigen müssen, dass die Richtlinien der verschiedenen Siegel auch eingehalten werden, denn sonst kann es leicht passieren, das die Molkerei oder der Schlachtbetriebe den Bauern keine Milch oder Tiere abkaufen. Des weiteren werden die Futtermittel sehr streng auf hohe Qualitätsanforderungen und Rückstände im Endprodukt überprüft. Außerdem sind seit etwa 10 Jahren durch das jährlich aktualisierte Futtermittelrecht sehr viele chemische Zusatzstoffe verboten worden. Auch der Einsatz von Medikamenten und Antibiotika hat sich stark verringert, denn sobald ein Tier erkrankt, muss der gesamte Tierbestand beobachtet und behandelt werden und dies bedeutet keine Einnahmen und dafür sehr hohe Kosten, denn sowohl die Tiere als auch Produkte wie z.B. Milch dürfen nicht verkauft werden oder müssen sogar weggeschmissen werden bis die Antibiotika weder im Tier noch in der Milch nachgewiesen werden können. Erst wenn der Tierarzt, häufig auch der Amtstierarzt, die Tiere wieder freigeben, darf der Bauer seine Produkte wieder verkaufen.
Aus all diesen Punkten resultiert, dass die moderne konventionelle Tierhaltung qualitätsreiche Erzeugnisse unter tierwürdigen Bedingungen produzieren kann.
Auch sogenannte Biobetriebe müssen sich an das Tierschutzgesetz und die Tierhaltungsverordnung halten. Aber jeder einzelne Bio- oder Ökoverband legt zusätzlich sehr strenge Vorschriften fest. So sind auch dort die Größe der Ställe und die Auslaufflächen vorgeschrieben. Bei genauer Betrachtungsweise kann man feststellen, dass es heute sehr viele Gemeinsamkeiten, v.a. in der Tierhaltung, zwischen Öko- und modernen konventionellen Betrieben gibt. D.h. auch in Biobetrieben wird streng auf die Antibiotikavergabe geachtet und versucht möglichst darauf zu verzichten. Des weiteren unterliegen die Futtermittel noch stärkerer Beschränkungen.
Die Erfahrung in der Tierhaltung der letzten Jahre hat gezeigt, dass Bioverbände verstärkt selbst auferlegte Beschränkungen im Futteranbau und in der Futtermittelauswahl hinterfragen wie sie ihre eigenen Ansprüche mit der durch den Verbraucher geforderten Produktqualität vereinbaren können. In Endeffekt liegt es jedoch am Verbraucher wie die Tierhaltung in Zukunft aussieht. Denn nur wir können mit unserem Einkaufsverhalten die Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie dazu bringen darauf zu achten woher das Fleisch oder die Milch kommen und unter welchen Umständen in den jeweiligen Betrieben produziert wird. Fleisch, welches wir für 2-3 € pro Kilo kaufen oder auch Milch, die im Supermarkt maximal 60 Cent pro Liter kosten darf, kann nicht oder nur sehr selten unter tierwürdigen Bedingungen produziert werden.
Für den Verbraucher wird es ab 2014 einfacher gutes von schlechtem Fleisch zu unterscheiden, denn die Kennzeichnungsverordnung verlangt ab 2014, dass auf jeder Verpackung steht, ob es sich um Formfleisch, also Fleisch minderer Qualität oder Analogkäse handelt. So können wir noch mehr Einfluss auf die heutige Lebensmittelproduktion nehmen. Für HelloFresh bedeutet dies, das wir mit WFS einen Partner gefunden haben, dessen eigener Qualitätsanspruch es ist, nur qualitativ hochwertig produziertes Fleisch zu vermarkten so dass sich auch in Zukunft die Tierhaltung stetig verbessert.
Videoserie zum Thema: Kann moderne Nutztierhaltung tiergerecht sein?
Euer HelloFresh Team